Aerospace-Engineering in Deutschland 2025: Zwischen Boom und Engpass
Die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie befindet sich an einem bemerkenswerten Wendepunkt. Während Umsätze und Innovationen neue Rekordmarken erreichen, ringt die Branche gleichzeitig mit einem massiven Fachkräftemangel und strukturellen Herausforderungen. Dieses Paradoxon stellt Recruiter vor völlig neue Aufgaben und erfordert innovative Lösungsansätze, die weit über traditionelle Personalgewinnung hinausgehen.
Die Branche in Zahlen: Wachstum trifft auf Knappheit
Mit einem beeindruckenden Gesamtumsatz von 52 Milliarden Euro und einem Wachstum von 13% gegenüber 2023 demonstriert die deutsche Aerospace-Industrie ihre ungebrochene Stärke. Über 120.000 Beschäftigte arbeiten an der Zukunft der Luftfahrt, unterstützt von einer stabilen Forschungs- und Entwicklungsquote von 7%. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll: Hier wird nicht nur produziert, sondern aktiv die Zukunft gestaltet.
Doch hinter diesen Erfolgszahlen verbergen sich ernsthafte Herausforderungen. Die Prognose des BDLI, dass bis 2030 etwa 20.000 Fachkräfte fehlen werden, wirft lange Schatten voraus. Verschärft wird die Situation durch anhaltende Lieferkettenprobleme, die die Produktion belasten, und punktuelle Konsolidierungen, die etablierte Strukturen erschüttern. Diese Gemengelage erfordert von allen Beteiligten neue Denkansätze und flexible Strategien.
Die Mega-Trends, die alles verändern
1. Klimaneutrales Fliegen
Der Druck auf die Branche, emissionsfreie Lösungen zu entwickeln, wächst stetig. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) treibt revolutionäre Flugzeugkonzepte voran, die das Fliegen grundlegend verändern könnten. Für diese ambitionierten Projekte werden die besten Köpfe gesucht – Ingenieure und Wissenschaftler, die nicht nur technisch brillant sind, sondern auch visionär denken können.
2. Verteidigungsprojekte im Fokus
Die geopolitische Lage hat Verteidigungsprojekte wieder in den Mittelpunkt gerückt. Das Future Combat Air System (FCAS), die kontinuierliche Weiterentwicklung des Eurofighters und neue NATO-Anforderungen schaffen einen enormen Bedarf an spezialisierten Fachkräften. Diese Projekte erfordern nicht nur höchste technische Expertise, sondern auch die Fähigkeit, mit strengsten Sicherheitsanforderungen umzugehen. Security-Clearance auf höchstem Niveau wird zur Grundvoraussetzung.
3. Space-Tech Revolution
Die Raumfahrt erlebt eine Renaissance, angetrieben von Satellitenkommunikation und der Vision globaler Konnektivität. Dieser Bereich entwickelt sich zum echten Wachstumstreiber, wobei Start-ups und etablierte Konzerne gleichermaßen um dieselben raren Talente konkurrieren. Die Dynamik in diesem Sektor ist beispiellos und bietet Ingenieuren faszinierende Möglichkeiten.
Gehälter 2025: Was Aerospace Engineers wirklich verdienen
Die Gehaltsentwicklung in der Aerospace-Industrie spiegelt die angespannte Arbeitsmarktsituation deutlich wider. Einsteiger mit bis zu zwei Jahren Erfahrung können mit Jahresgehältern zwischen 45.000 und 60.000 Euro rechnen, wobei die Spreizung stark von der spezifischen Qualifikation abhängt. Im Mid-Level-Bereich, bei drei bis sieben Jahren Berufserfahrung, liegt der Durchschnitt bei etwa 65.000 Euro, allerdings mit erheblichen branchenspezifischen Unterschieden.
Senior-Experten mit über acht Jahren Erfahrung erreichen Spitzengehälter von bis zu 110.000 Euro, besonders wenn sie über gefragte Spezialkenntnisse verfügen. Ein wichtiger Faktor bei der Gehaltsgestaltung: Bei sicherheitskritischen Rollen mit ZÜP, EASA oder ITAR-Anforderungen sind Aufschläge von 15% marktüblich geworden. Die geografischen Hotspots für Top-Gehälter konzentrieren sich auf München mit Airbus, MTU und Isar Aerospace, Hamburg mit Airbus und Lufthansa Technik sowie Stuttgart mit seinem Erbe der Daimler Aerospace und zahlreichen spezialisierten Zulieferern.
Die gefragtesten Profile: Wer hat die Nase vorn?
Systems Engineering & Integration
Die Komplexität moderner Luftfahrtsysteme erfordert Experten, die das große Ganze im Blick behalten. Gesucht werden Ingenieure mit Expertise in FCAS, Wasserstoff-Systemen oder Space-Anwendungen, die komplexe Systemarchitekturen nicht nur verstehen, sondern aktiv gestalten können. Das Schnittstellenmanagement auf höchstem Niveau wird dabei zur Schlüsselkompetenz.
Antriebstechnik der Zukunft
Die Revolution in der Antriebstechnik schafft völlig neue Berufsbilder. Experten für Wasserstoff- und Hybrid-Antriebe sind ebenso gefragt wie Thermodynamik-Spezialisten, die die physikalischen Grenzen neu ausloten. Die Entwicklung nachhaltiger Propulsion-Systeme wird zur Kernaufgabe einer ganzen Generation von Ingenieuren.
Strukturanalyse & Simulation
Die virtuelle Produktentwicklung hat längst die reale überholt. Experten für Finite-Elemente-Methoden (FEM) und Computational Fluid Dynamics (CFD) sind unverzichtbar geworden. Besonders gefragt sind dabei diejenigen, die innovative Leichtbau-Konzepte nicht nur simulieren, sondern auch praktisch umsetzen können.
Embedded Software & Avionik
Software durchdringt jeden Aspekt moderner Luftfahrt. Die DO-178C Zertifizierung ist dabei Gold wert, ebenso wie profunde Kenntnisse der ARINC-Standards. Ingenieure, die modellbasierte Entwicklung mit Tools wie Simulink oder SCADE beherrschen, schreiben sich praktisch ihr eigenes Gehaltsticket.
Flight Test & Zulassung
Die Schnittstelle zwischen Entwicklung und Zulassung gewinnt an Bedeutung. Expertise in CS-23/25, fundierte MIL-STD Kenntnisse und Erfahrung mit DO-160 Umgebungstests machen Ingenieure zu gefragten Spezialisten, die Projekte erst flugfähig machen.
Cyber- & IT-Security
Mit zunehmender Vernetzung wird Security zur kritischen Komponente. Die Absicherung vernetzter Luftfahrtplattformen, der Schutz kritischer Infrastrukturen und die Entwicklung NATO-konformer Security-Konzepte eröffnen IT-Experten neue Karrierewege in der Aerospace-Industrie.
Recruiting-Realität: Warum Standardprozesse scheitern
Die Hürden, die Sie kennen müssen
Security-Clearance entwickelt sich zum K.O.-Kriterium vieler Recruiting-Prozesse. Die Zuverlässigkeitsüberprüfung (ZÜP), EASA-Zulassungen und ITAR-Compliance müssen bereits vor dem ersten Arbeitstag geklärt sein – ein Prozess, der Monate dauern kann und sorgfältige Planung erfordert.
Der internationale Talentkrieg verschärft die Situation zusätzlich. Deutsche Unternehmen konkurrieren nicht nur untereinander, sondern mit SpaceX, Boeing und Airbus weltweit. In diesem Umfeld werden effiziente Visa-Services und reibungslose Blue-Card-Prozesse zum kritischen Erfolgsfaktor. Wer hier zögert oder bürokratische Hürden aufbaut, verliert im Wettbewerb um die besten Köpfe.
Die langen Projektzyklen von fünf bis fünfzehn Jahren stellen klassisches Recruiting vor schier unlösbare Aufgaben. Wie plant man Personalbedarf für Projekte, deren Anforderungen sich ständig ändern? Agile, rollierende Talentpools sind hier die einzig sinnvolle Antwort. Dabei zeigt sich immer deutlicher: Purpose beats Payment. Aerospace-Engineers suchen Sinn und Herausforderung, nicht nur ein üppiges Gehalt. Wer nur mit Benefits wirbt, ohne die Vision zu vermitteln, wird scheitern.
Die Lösung: Strategische Personalgewinnung neu denken
1. Dual Sourcing als Standard
Die Kombination von Festanstellungen mit flexiblen Contracting-Modellen wird zur Notwendigkeit. So können Unternehmen auf Projektspitzen reagieren, ohne ihre Kernmannschaft zu überlasten. Diese Flexibilität schätzen auch viele Experten, die projektbezogen arbeiten möchten.
2. Technologie-getriebenes Recruiting
Moderne Recruiting-Technologie macht den Unterschied. KI-basiertes Skill-Matching identifiziert hochspezialisierte Profile präziser als jede manuelle Suche. Automatisierte Compliance-Checks beschleunigen Security-Anforderungen, und Predictive Analytics ermöglichen bessere Verfügbarkeitsprognosen. Diese Tools sind keine Spielerei, sondern notwendige Werkzeuge im Kampf um Talente.
3. Employer Branding mit Substanz
Hochglanzbroschüren beeindrucken niemanden mehr. Zeigen Sie stattdessen echte Projekte, lassen Sie Ihre Engineers authentisch sprechen und schaffen Sie Transparenz bei Entwicklungspfaden. Authentizität schlägt Perfektion – diese Lektion haben erfolgreiche Aerospace-Unternehmen längst gelernt.
4. Internationale Talent-Pipeline
Der Aufbau einer funktionierenden internationalen Recruiting-Pipeline erfordert mehr als nur Stellenanzeigen in englischer Sprache. Proaktive Visa-Unterstützung vom ersten Tag an, professionelle Relocation-Services und echte kulturelle Integration sind die Erfolgsfaktoren. Unternehmen, die hier investieren, erschließen sich globale Talentpools.
Praxis-Tipps für Ihr Aerospace-Recruiting 2025
Erfolgreiche Aerospace-Recruiter bauen technische Kompetenz in ihren Teams auf – nur wer die Sprache der Ingenieure spricht, kann sie auch überzeugen. Die Pflege langfristiger Beziehungen zu Talenten zahlt sich aus, denn die besten Kandidaten sind selten aktiv auf Jobsuche. Flexible Vertragsmodelle eröffnen neue Möglichkeiten, und proaktives Management von Security-Clearances vermeidet kostspielige Verzögerungen.
Vermeiden Sie hingegen die typischen Fallen: Mit Standard-Jobbörsen werden Sie keine Spezialisten finden. Gehaltspakete unter Marktniveau sind in diesem umkämpften Markt zum Scheitern verurteilt. Wer Compliance-Anforderungen unterschätzt oder auf schnelle Besetzungen hofft, wird bitter enttäuscht werden.
Fazit: Nur wer umdenkt, gewinnt
Die deutsche Aerospace-Industrie steht tatsächlich vor goldenen Jahren – vorausgesetzt, sie findet die richtigen Talente. Dies erfordert von Recruitern ein fundamentales Umdenken ihrer Strategien. Technisches Verständnis, internationale Ausrichtung und langfristiges Denken sind keine Nice-to-haves mehr, sondern überlebensnotwendig für erfolgreiche Personalgewinnung in dieser Branche.
Die Botschaft könnte klarer nicht sein: In einem Markt, in dem 20.000 Stellen unbesetzt bleiben werden, gewinnt nicht derjenige, der am lautesten wirbt, sondern wer am intelligentesten rekrutiert. Die Zukunft gehört den Unternehmen, die verstehen, dass Aerospace-Recruiting mehr ist als das Abarbeiten von Anforderungsprofilen – es ist die Kunst, Visionen mit den Menschen zu verbinden, die sie Wirklichkeit werden lassen.
Ihr Partner für Aerospace-Recruiting
TEKOM Industrielle Systemtechnik GmbH – Als Spezialist für High-Tech-Recruiting verstehen wir die besonderen Anforderungen der Aerospace-Industrie. Unser Team verfügt über direkten Zugriff auf qualifizierte Luft- und Raumfahrt-Profile und bringt umfassende Expertise in DO-178C, NATO und EASA-Anforderungen mit. Wir liefern fundierte Markt- und Gehaltsbenchmarks, unterstützen mit professionellen Visa- und Blue-Card-Services und bieten flexible Contracting-Modelle, die zu Ihren Projektanforderungen passen.
Quellen: BDLI (Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie), DLR, eigene Marktanalysen 2025